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schwankt seither zwischen unkritischer Selbstdarstellung und spekulativer Fremdbeschreibung « 7 Genau an diesem Punkt des Verhältnisses zwischen staatlicher Landwirtschaftsverwaltung und Agrarverbänden setzt die vorliegende Studie an Sie kann dabei am geschichtswissenschaftlichen Interesse das sich mittlerweile verstärkt den verschiedenen Einrichtungen staatlicher Landwirtschaftsverwaltung widmet anschließen Hier ist in erster Linie die vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene und 2020 von einem Autorenteam um den Zeithistoriker Horst Möller verö ffentlichte Behördengeschichte zu nennen Ihr Zweck besteht in der Aufdeckung personeller und inhaltlicher Kontinuitäten zum Dritten Reich Dabei geht es in erster Linie darum zu zeigen dass die nationalsozialistische Agrarpolitik in materieller und formaler Hinsicht trotz der nicht zu übersehenden personellen Kontinuitäten über keine »Anknüpfungspunkte« zur vorherigen wie der nachfolgenden Agrarpolitik verfüge wie Möller in seiner Zusammenfassung zum Projekt meint Es soll gezeigt werden dass die bundesdeutsche Agrarpolitik nicht an die nationalsozialistische sondern diejenige der Weimarer Republik anschließt Während »nicht jede vordergründige Analogie im agrarpolitischen Handeln der Bundesrepublik als Überbleibsel der NS-Agrarpolitik« bewertet werden soll müssten die nicht zu übersehenden protektionistischen und bürokratischen Kontinuitäten vielmehr als Folge von »langfristigen strukturellen Problemen« betrachtet werden Die behauptete Eigenartigkeit der nationalsozialistischen Agrarpolitik wird also gleich wieder zurückgenommen und in die Geschichte der deutschen Agrarpolitik integriert Trotz der nicht ganz klaren Haltung zur Frage agrarpolitischer Kontinuität zeigt das Projekt dass eine Analyse der deutschen Agrarpolitik die politischen Zäsuren von 1945 1933 und 1918 überwinden muss um zu einer Gesamtbeurteilung zu kommen Im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Agrarverbänden und Staat bietet das Projekt entsprechend der Fokussierung auf das Verhältnis des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Nationalsozialismus indes wenig Das bekannte Narrativ von der mächtigen Agrarlobby wird lediglich reproduziert wenn behauptet wird dass sich das Bundeslandwirtschaftsministerium »stets« bemüht habe »der Agrarlobby gerecht zu werden« 8 Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt die 2019 erschienene Geschichte des bayerischen Landwirtschaftsministeriums zwischen 1945 und 1975 von Raphael Gerhardt Während es den Autoren um Möller nicht gelingt den nationalen Landwirtschaftsministerien ein eigenständiges von der Agrarlobby abgrenzbares Pro fil zu geben kommt Gerhardt zu dem Ergebnis dass es die »leitenden Fach-Partizipation und Administration 13 7 U Kluge Agrarwirtschaft 2000 S 101 8 Vgl H Möller Schlussbemerkungen 2020 S 715–719