Der Blätterkatalog benötigt Javascript.
Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihren Browser-Einstellungen.
The Blätterkatalog requires Javascript.
Please activate Javascript in your browser settings.
634 Epilog schen SPD-Flüchtlingsministers Albertz angespielt Die von dem Sozialdemokraten qua Lastenausgleich befürchtete Wiederherstellung des »Spießbürgers aus Breslau« in der Bundesrepublik die die SPD unter allen Umständen hatte verhindern wollen habe eher nicht stattgefunden für Vermögensschäden sei nach LAG doch nur halb so viel Geld ausgegeben worden wie für Renten und andere soziale Hilfen 7 Der materielle Wieder-Aufstieg der Vertriebenen erfolgte tendenziell nicht mit der absoluten Wohlstandsreichweite wie bei den Einheimischen aber was den relativen Umfang des Aufstiegs betrifft – gemessen an dem bei den meisten Vertriebenen nach dem Totalverlust ja doch sehr viel niedrigeren Ausgangspunkt 1946 47 – gab es bei den Deutschen aus dem Osten vielleicht sogar ein noch größeres subjektives Wirtschaftswunder-Empfinden 8 und auch insofern eine eher geringe Bereitschaft für »noch« bessere Ausgleichsleistungen mit letztem Einsatz zu kämpfen Dies galt umso mehr als jenseits der bis zum Schluss vielfach unbefriedigenden Hauptentschädigung gerade auch kleinere Ausgleichsleistungen wie die Ausbildungsförderung oder die Aufbaudarlehen ausgesprochen gut wirkten – und zwar nicht zuletzt in psychologischer Hinsicht In Gesprächen mit ehemaligen LAG-Leistungsempfängern von denen manche in den Anfangsjahren der Gesetzesabwicklung noch in Lagern gelebt hatten ist vielfach bis heute ein Gefühl tiefer Dankbarkeit zu spüren Als »in der Praxis unbedeutend in den Auswirkungen überragend« 9 hat der in Königsberg geborene Historiker Michael Salewski den Lastenausgleich erinnert und ihm eine ähnliche mentalitätsgeschichtliche Bedeutung wie dem Marschallplan attestiert Hier lag der Hauptgrund des auch von Hans-Ulrich Wehler zu Recht betonten aus dem Lastenausgleich resultierenden Legitimitätszuflusses für die zweite deutsche Demokratie Bei einer kritischen Bilanz der Lastenausgleichspolitik zwischen 1952 und 1975 drängen sich dennoch Fragen auf So bestätigt ihre Geschichte noch einmal dass von einer sozialen und politischen Integration der Vertriebenen kaum im Sinne eines wirklich wechselseitigen Prozesses der Angleichung zwischen Ostund Westdeutschen die Rede sein kann sondern dass es sich bei dem Ganzen weit mehr um eine »einseitige Anpassung« der vertriebenen Minderheit an 7 Die Zeit 13 April 1979 BPA 515 »Versäumnisse und Fehler« bei der Entschädigung sah rückblickend auch J Jürgen Jeske in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 8 Juni 1978 BPA 515 aber man habe mit dem LAG eben Neuland betreten müssen 8 Wie etwa Grosser Die Integration S 135 für das wirtschaftlich besonders prosperierende Nord-Württemberg betont hat resultierten die Einschätzungen der persönlichen Lage immer auch aus vergleichenden Blicken auf die familiäre Generationenfolge wobei hier in den unteren Schichten der Vertriebenen nicht weniger 1971 47 % einen sozialen Aufstieg wahrnahmen als bei den Einheimischen 9 Salewski »Verweh r te Heimat« S 180