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Epilog 635 die westdeutsche Mehrheit handelte 10 also nicht um die »Eingliederung« eines »sichtbar fühlbar und mitbestimmend« bleibenden neuen Teils in die Aufnahmegesellschaft sondern wie Staatssekretär Nahm es befürchtet hatte eher um dessen bloße »Einschmelzung« 11 Das hauptsächliche materielle Ergebnis bestand darin dass die Vertriebenen sowohl ihre ostdeutsche Heimat als auch ihr Eigentum dort soweit vorhanden verloren und dass viele nie eine auch nur annähernd dem Wert des Verlusts entsprechende Entschädigung erreichten Gerade der gewerbliche und bäuerliche auf Vermögen gegründete Mittelstand der früheren deutschen Staatsund Siedlungsgebiete im Osten hat in diesem Zusammenhang mit den größten sozialen Statusverlust realisiert 12 ja er wurde wie ein Verbandsorgan Mitte der 1970er Jahre drastisch resümierte durch das LAG »weitgehend dem Untergang überantwortet« 13 Bundesweit gab es unter den Vertriebenen laut Mikrozensus-Erhebungen von 1970 71 signifikant weniger Selbständige von denen zwei Drittel ihre alte beruf-10 So Dierk Hoffmann und Michael Schwartz Hoffmann Schwartz Einleitung S 12 zusammen fassend zu den Befunden der westfälischen Lokalstudien Peter Exners Exner Integration oder Assimilation 11 Vgl das Manuskript der von ihm auf einer BdV-Sozialtagung am 20 Juni 1970 gehaltenen Rede AdsD SPD-F 4 WP Nr 949 S 2 12 Für etliche der einst sehr Vermögenden wie etwa den Fürsten von Clary und Aldringen den Herrn von Teplitz-Schönau im Nordböhmischen der in der Bundesrepublik »am Bettelstab durch die Lande wanderte« so Becher Zeitzeuge S 222 galt dies nicht minder Doch fiel diese Gruppe – die ostelbischen Großgrundbesitzer eingeschlossen – über die im Rahmen der Geschichte des Lastenausgleichs dringend noch spezieller geforscht werden müsste im Vergleich zum vertriebenen Mittelstand zumindest quantitativ weniger ins Gewicht Im Nachkriegsfilm z B »Waldwinter« 1956 ist der Topos des – in diesem Fall schlesischen – Barons und der nur geringen Zahlungen die ihm aus dem Lastenausgleich zustanden durchaus ein Thema gewesen vgl Moeller The Search S 136 literarisch dazu am Beispiel einer hinterpommerschen Adeligen die Opfer eines Heiratsschwindlers wird der es nicht zuletzt auf ihre Lastenaus gleichsgelder abgesehen hat vgl den Romanzyklus von Christine Brückner Jauche und Levkojen Der Ostpreuße Michael Salewski hat vor dem Erfahrungshintergrund eines Großonkels darüber berichtet dass wer von den ehemaligen Gutsbesitzern aus Lastenausgleichszahlungen »einen bescheidenen Hof im Westen pachtete oder erwarb« bei einigen Standesgenossen aus dem Osten »eisiger Verachtung« verfiel Salewski »Verweh r te Heimat« S 180 Mit Zahlen belegt hat das jüngst – für den in Niedersachsen in Einzelfällen wieder ansässig gewordenen ostelbischen Adel – auch Miller Die Junker S 360 Den Junkern »als Ganzes betrachtet« so Miller sei es nicht möglich gewesen »sich auf Kosten der westdeutschen Bourgeoisie« mit Hilfe des Lastenausgleichs »an bedeutender Stelle im Wirtschaftsleben zu etablieren« ebd S 312 Vgl dagegen auch das ältere Urteil Conzes Von deutschem Adel S 197 f der Staat habe den Adeligen per Lastenausgleich die Chance gegeben »sich dem einstmals innegehabten sozialen Status wieder anzunähern « Lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch die jüngst erschienene Familiengeschichte derer von Puttkamer die allein den Bodenwert ihrer 24 hinterpommerschen Güter einige weitere v a in Ostpreußen und Schlesien kamen hinzu auf umgerechnet 290 Mio Euro beziffert und daran erinnert dass der LAG-Entschädigungsbetrag bei kleinbäuerlichem Besitz bei 855 DM pro Hektar lag bei den Großgrundbesitzern dagegen bei nur 91 DM Puttkamer Zwei Eichen S 253 257 13 DOD 1 September 1977 BPA 515 Zudem hätte die Hälfte der zu geringen und viel zu spät einsetzenden Leistungen »von den Vertriebenen dem Gesetzgeber abgetrotzt« werden müssen