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636 Epilog liche Stellung im Westen nicht wieder hatten aufbauen können 14 und auch deutlich weniger Immobilienbesitzer 15 Die Zahl der Ostdeutschen unter den 14 000 Vermögenssteuermillionären im Bund wurde auf weniger als 300 geschätzt obwohl es dem Bevölkerungsanteil nach an die 3000 hätten sein sollen 16 Und besonders hart hatte es auf der anderen Seite der Sozialskala die Älteren aus dem Osten getroffen die in der Bundesrepublik oft in weit beengteren Verhältnissen hausten als sie es vor dem Exodus aus der Heimat für ihren Lebensabend hatten erwarten dürfen 17 Nur 1 4 % der Einheimischen aber gleich dreimal mehr nämlich 5 8 % der Vertriebenen lebten Mitte der 1960er Jahre noch am Rande des Existenzminimums 18 Die statistischen Zahlen waren das Ergebnis einer gesellschaftlichen Wirklichkeit die trotz aller anfänglichen rhetorischen Bekenntnisse zum Prinzip des Lastenausgleichs dadurch charakterisiert war dass die Integration der Vertriebenen eine von den Westdeutschen »psychologisch nicht akzeptierte« 19 oder allenfalls halb akzeptierte Kriegsfolgelast blieb Nach einer Umfrage aus dem Jahr 1951 welche Gruppe am meisten »Anrecht auf Hilfe« habe standen Kriegerwitwen und -waisen an erster die – einheimischen – Bombengeschädigten an zweiter Stelle Erst auf dem dritten Rang vor den noch lange nicht anerkannten Helden des 20 Juli und den zahllosen jüdischen Opfern folgten die Vertriebenen aus dem Osten 20 Charakteristisch waren in diesem Zusammenhang die Eindrücke die ein hoher Beamter des Düsseldorfer Sozialministeriums 1955 bei jeder Versammlung der einheimischen Kriegssachgeschädigten aber auch überhaupt bei jedem Gespräch gewann »das wir auf der Straße oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel führen« Man habe »immer sofort die ganze Umgebung gegen« sich so der Ministerialdirigent wenn man »etwas Positives für die Vertriebenen und Flüchtlinge« sage obwohl die zur LAG-Finanzierung gar nicht herangezogene einheimische Mehrheit selbst von einer Vermögensabgabe in Höhe von wirklich 50 % kaum tangiert worden wäre Es überwiege eine neiderfüllte Stimmung Die Flüchtlinge »kamen in Lumpen und haben so viel bekommen und wer 14 Gerhardt Von der Exklusion S 185 15 Eine gewisse Ausnahmestellung hatte allerdings Bayern inne wo sich Anfang der 1970er Jahre allein ein Drittel aller bundesdeutschen Vertriebenenbetriebe befanden obwohl der Freistaat nur etwa jeden vierten Ostdeutschen aufgenommen hatte Vgl dazu die statistisch abgestützten Bemerkungen von Hans Schütz in Huber Bayern S 70 der dies auch auf die frühzeitige Bereitstellung von Landeskrediten zurückführt 16 Ziemer Exodus S 167 17 20 Jahre Lastenausgleich S 105 18 Die Lage S 11 19 So Grosser Die Integration S 456 Es sei ein Mythos ebd S 457 dass es eine rasche solidarische Gleichstellung beider Bevölkerungsgruppen bzw einen solidarischen Interessenverzicht der Einheimischen gegeben habe 20 Zu der von amerikanischer Seite durchgeführten Befragung vgl Schwartz Vertriebene S 11