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638 Epilog Eindruck dass »von einer Solidarität aller Deutschen mit den Heimatvertriebenen keine Rede sein könne« 28 Ob dies auch damit zusammenhing dass die NS-Propaganda gegen den slawischen Osten auf die Deutschen von dort abgefärbt hatte in dem Sinne dass die Westdeutschen Vorurteile bezüglich einer rassischen Minderwertigkeit der Ostvölker auf die Ostdeutschen übertrugen lässt sich nur vermuten 29 Unter den Vertriebenen kursierte aber Anfang der 1950er Jahre das Wort sie seien dazu verurteilt »die Rechtsnachfolger der nicht mehr vorhandenen Ostarbeiter zu sein « 30 Im Blick auf die Vertriebenensozialpolitik kann man sich an eine Einschätzung erinnert fühlen die K Erik Franzen im Anschluss an Pertti Ahonen einmal zum ostpolitischen Diskurs geäußert hat »Die Vertriebenenvertreter« seien im Bund »von fast allen für ihre Anliegen zentralen Machtpositionen in Parteien und Regierung ausgeschlossen« worden »kleine abgeschlossene […] Machtzirkel« hätten ohne deren Beteiligung über »die Vertriebenenfrage« entschieden und selbst das BMVt habe lediglich eine »marginale Rolle« gespielt 31 Zumindest theoretisch aus der Rückschau betrachtet wäre es wohl besser gewesen wenn sich die Vertriebenenverbände seit Mitte der 1950er Jahre weniger stark auf die ostpolitischen Themen und auf einen fast 20-jährigen Abwehrkampf gegen die Aufgabe der Rechtspositionen in Sachen Oder Neiße-Linie und Münchner Abkommen konzentriert sondern ihre Kräfte mehr auf soziale Verbesserungen ausgerichtet hätten 32 Nur selbst in der Zeit der Ostverträge als es hier zum letzten Mal ein »Fenster der Gelegenheiten« gab konnten oder wollten sie sich aufgrund ihres zutiefst verletzten Rechtsempfindens zu einer solchen »materialistischen« Position nicht durchringen Zumindest in der für den Lastenausgleich entscheidenden Phase bis Anfang der 1960er Jahre hatten sich ja auch noch SPD und FDP gegen eine 28 Das Zitat des in Niedersachsen neu beheimateten Politikers stammt aus einer Rede die er auf einer großen BdV-Versammlung in Bonn in der Zeit nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Warschauer Vertrag gehalten hatte Ostpreußenblatt 29 November 1975 S 1 29 Auf einen möglichen Nexus an dieser Stelle haben schon seit den 1980er Jahren Autoren wie Dettmer Konflikte S 317 Müller-Handl Die Gedanken S 84 oder Krug Mundhenke Die Eingliederung S 42 hingewiesen Aus hessischen Dörfern wissen wir etwa dass die Flüchtlinge »aus dem Osten« oft als »Hinterwäldler ohne Kultur und Zivilisation« Müller-Handl Die Gedanken S 85 betrachtet wurden allerdings auch dass manche die »daheim wirklich nichts hatten mords angegeben haben« ebd 30 Der Mittag 9 August 1951 mit Bezug auf eine Aussage des BHE-Politikers Kraft BArch N 267 3 31 Franzen Der vierte Stamm S 166 Ahonen After the Expulsion S 266–271 32 Auch Schlau Politik S 568 hat herausgearbeitet dass die starke Betonung des Heimatrechts die »Stoßkraft« der materiellen Entschädigungsforderungen der Vertriebenen »ganz sicher« erheblich »gebremst« habe Der Kalte Krieg habe so Schlau ebd S 570 die Möglichkeit eines »genialen Ablenkungsmanövers« geboten durch den Ost-West-Konflikt seien die Vertriebenen »erfolgreich von ihrer eigentlichen Existenzfrage der Durchsetzung eines wirklichen Lastenausgleichs abgelenkt« worden