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Epilog 639 »Verzichtspolitik« gewandt so dass für eine alternative stärker sozialpolitisch fokussierte Strategie zeitgenössisch wenig Raum war Es bleibt aber ein gewisses Paradoxon dass gerade die anhaltende Hoffnung auf Rückkehr bei den Vertriebenenverbänden einem »radikaleren« Engagement für den Lastenausgleich im Wege stand auch weil dieser mindestens bis zu den Ostverträgen nicht durchweg als definitive Entschädigung betrachtet wurde sondern oft als bloßes Zwischenentgelt für die entgehende Nutzung des Eigentums in der Heimat Es wäre gleichwohl ganz falsch den Sachverhalt so darzustellen 33 als hätten sich die bürgerlichen Vertriebenenführer gleichsam vom kapitalistischen System korrumpieren lassen und die »unterprivilegierten« ostdeutschen Schichten durch rein taktischen heimatpolitischen Revisionismus von ihren eigentlichen sozialen Interessen abgelenkt Für eine derartige Verschwörungstheorie haben sich in den konsultierten Aktenmetern auch zu verbandsinternen Vorgängen keinerlei Anhaltspunkte gefunden Die tatsächlich erfolgende Priorisierung der ostpolitischen Agenda gegenüber der sozialpolitischen war nicht taktischer Art Sie entsprach vielmehr einer Strategie die auf so gut wie unverrückbaren politischen und völkerrechtlichen Grundüberzeugungen fußte Zu betonen ist dass die Vertriebenen als soziologische Gruppe stets eine – letztlich »ohnmächtige« – Minderheit blieben und die Gruppe der einst besser situierten Ostdeutschen sogar nur eine noch kleinere Minderheit innerhalb dieser gesellschaftlichen Minderheit während eine überwiegende Mehrheit der Geschädigten kein größeres Grundoder landwirtschaftliches Betriebsvermögen besessen hatte Die Gruppe der stärker vermögensgeschädigten Vertriebenen war jedenfalls bei weitem nicht groß genug um für die Volksparteien in einer parlamentarischen Demokratie wichtiger zu sein als das Stimmenpotential der abgabepflichtigen oder zumindest Steuern zahlenden Einheimischen Insofern hätte es in den Reihen der Ostund Sudetendeutschen einer politischen Ausnahmeerscheinung von der Größe mindestens Adenauers bedurft um unter den widrigen Umständen ihrer unumstößlichen gesellschaftlichen Minderheitensituation einen besseren Lastenausgleich herauszuholen Doch ein ostdeutscher Adenauer war 1945 nicht mit über Oder und Böhmerwald gekommen Es bleibt der verstörende Vorgang dass eine vom Schicksal so schwer geprüfte Gruppe wie die der Ostvertriebenen sich selbst einredete oder von der Aufnahmegesellschaft einreden ließ keine Partikularinteressen gar via eigener Partei verfolgen zu dürfen Dabei hätte der BHE den Verdacht es gehe ihm doch nur um materielle Vorteile für die Vertriebenenklientel statt durch außenpolitisch missverständliche nationalistische Töne in Richtung der ohnehin unerreichba-33 Wie dies Hans-Jürgen Gaida Die offiziellen Organe S 242 ff 251 getan hat