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10 Das 13 Jahrhundert ist nicht zuletzt gekennzeichnet durch eine enorme Machterweiterung der Reichsfürsten nicht mehr und nicht weniger als die Grundlage für die bis heute gültige föderale Struktur Deutschlands In der ersten Jahrhunderthälfte war den weltlichen und geistlichen Reichsfürsten freie Hand bei Gestaltung und Verwaltung ihrer Territorien zugestanden worden In diesem Kontext ist im weiteren Sinne auch die Verleihung von Stadtrechten an Kempen am 3 November 1294 durch den Kölner Erzbischof und Reichserzkanzler Siegfried von Westerburg zu sehen Die große historische Relevanz des Vorgangs rechtfertigt es erneut an ihn zu erinnern auch wenn die Stadt Kempen vor gut 20 Jahren im Gedenken an dieses Ereignis eine grandiose 700-Jahr-Feier veranstaltete Dr Friedrich Weinforth hat den komplexen stadtgeschichtlichen Hintergrund analysiert Die Verleihung der libertas der bürgerlichen Freiheit war danach der rechtliche Abschluss des Stadterhebungsprozesses 1294 wurde Kempen nicht eigentlich gegründet vielmehr wurde einem Ort mit schon vorhandener differenzierter Wirtschaftsund Sozialstruktur das Stadtrecht zugestanden Es gab bereits Bäcker Metzger Wirte und weitere Gewerbetreibende Auch geht aus der Urkunde hervor dass die Befestigung Kempens schon vorher in vollem Gange war Das verliehene Stadtrecht ist von derselben Qualität wie die der kölnischen Stadt Uerdingen gewährten Rechte Entscheidend ist folgender von Weinforth aus dem Lateinischen übertragene Satz Wegen der über ihre Verpflichtungen hinausgehenden Leistungen beim Bau der Festungswerke gewährt der Erzbischof seinen Untergebenen von Kempen und ihren Erben und anderen Leuten in welchem Stand sie auch leben mögen oder welcher Herrschaft sie untertan sind als Einwohner der genannten Stadt in Kempen auf Anraten der Prioren und des kölnischen Kapitels und unserer Vertrauten im Namen des Herrn das Recht der Freiheit das in Uerdingen und ebenso den anderen Einwohnern unserer Städte bekanntlich verliehen wurde Kempen das damit der erste Ort im heutigen Kreis Viersen ist dem städtische Privilegien zuteil wurden wuchsen in den folgenden Jahrhunderten zentralörtliche Funktionen zu und es erlebte eine große wirtschaftliche und kulturelle Blüte die freilich nach der Eroberung durch die Hessen 1642 und auch durch den Aderlass den der Weggang nichtkatholischer Bürger bedeutete im 17 Jahrhundert verblasste Die an namhaften sakralen Kunstwerken sehr reiche Propsteikirche und nicht zuletzt auch die Schätze des Kramermuseums legen auch heute noch beredtes Zeugnis vom Rang der kurkölnischen Stadt Kempen ab mit dem die heutige Großstadt Krefeld lange nicht konkurrieren konnte Eine stattliche Reihe gelehrter Männer ging aus Kempen hervor von denen hier beispielhaft nur Thomas Hemerken genannt Thomas von Kempen Martinus Donk und Ägidius Gelenius genannt seien Klostergründungen und die Burse gehörten ebenfalls zur Steigerung der Bedeutung der Stadt Noch einmal zurück zu Siegfried von Westerburg der seine Privilegien für Kempen übrigens in Neuss ausfertigte! Er war sechs Jahre vor der Stadtrechtsverleihung an Kempen 1288 aus der für das Rheinland epochalen Schlacht von Worringen als der große Verlierer hervorgegangen Dem folgte seine fast einjährige Gefangenschaft Die Vormachtstellung der Kölner Erzbischöfe am Niederrhein gehörte damit der Vergangenheit an 1294 Die Stadtrechte wurden nach dem Vorbild von Uerdingen verliehen Der Kölner Erzbischof setzte 1294 den rechtlichen Schlusspunkt eines Prozesses mittelalterlicher Stadtwerdung Kempen ist der erste Ort im heutigen Kreis Viersen dem städtische Privilegien zuteil wurden Peters_Niederrhein_final indd 10 24 08 18 10 40