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20 Einleitung ben wird vielmehr der prozesshafte Charakter der Demokratie die in der Nachkriegszeit zunächst etabliert und erlernt wurde und die es seitdem zu leben zu bewahren und zu reformieren gilt So wie die Bundesrepublik kein abgeschlossenes Kapitel der deutschen Geschichte darstellt wohl aber lange eine eigene Geschichte hat 35 so ist ihre Demokratie ein historisches Phänomen bei dem es Traditionen und Kontinuitäten Veränderungen Verbesserungen sowie durchaus auch Verschlechterungen gibt Der Blick auf die Frühphase der Bonner Republik soll gegen den selbstzufriedenen Irrtum immunisieren dass demokratische Systeme und Institutionen von der Geschichte oder der Vergänglichkeit ausgespart bleiben könnten 36 Während Deutschland heute in einem kollektiven Selbstbild aber auch im Ausland noch als ein liberales demokratisches Land gilt 37 gehörte zur Bonner Republik stets die Sorge dass sie in ihrem Erfolg gefährdet sei 38 Mit der unvermeidlichen »Besserwisserei aus der Rückschau« 39 erscheint dieses Krisenbewusstsein das für die alte Bundesrepublik typisch war oft überzogen und bisweilen neurotisch doch waren Zweifel und Selbstkritik ein wesentlicher Bestandteil ihrer politischen Kultur nicht unbedingt der schlechteste 40 Zweifel ein starkes Krisenbewusstsein und der Versuch Kritik zu üben waren der Anlass aus dem heraus Koeppen sich literarisch mit dem Bonner Parlamentarismus ausWas ist Demokratie? 2012 Tv Rahden Unbeholfene Demokraten 2016 S 152 T Müller H Richter Demokratiegeschichten 2018 35 A Schildt Historisierung der Bundesrepublik 2002 S 259 36 P Nolte Jenseits des Westens 2013 Seit mehr als zwei Jahrhunderten ist die Entwicklung der modernen Demokratie gekennzeichnet durch den Auftritt breiter zuvor unterrepräsentierter Bevölkerungsschichten auf der politischen Bühne Insofern erscheint die Geschichte der Demokratie als ein historischer Lernprozess der nie abgeschlossen ist weil Demokratie ein Ideal und in der Realität stets mängelbehaftet und krisenhaft ist Paul Nolte hat vorgeschlagen die Geschichte der Demokratie aus drei Perspektiven zu schreiben erstens als Geschichte ihrer Durchsetzung und Erfüllung zweitens als Geschichte einer versuchsweisen Annäherung an ein Ideal und drittens als Geschichte von Krise und Selbst-Kritik Mit Blick auf Nachkriegsdeutschland sprach er zudem von einer Wiedergutmachungsgeschichte P Nolte Was ist Demokratie? 2012 S 1620 37 Ausweislich politologischer Indizes Democracy Barometer 2014 16 Polity IV 2014 Freedom House 2018 Als Überblick der Demokratiemessung E Roller Konzeptualisierung 2016 38 Beispiele für diskursprägende Publizistik sind G Picht Bildungskatastrophe 1964 K Jaspers Wohin treibt die Bundesrepublik? 1966 A Mitscherlich Unwirtlichkeit unserer Städte 2008 1965 ders M Mitscherlich Unfähigkeit zu trauern 1998 1967 H -P Schwarz Zentralmacht Europas 1994 A Baring Scheitert Deutschland? 1997 G Steingart Abstieg 2004 Aus der Meta-Perspektive H -P Schwarz Die ausgebliebene Katastrophe 1990 E Conze Sicherheit als Kultur 2005 S Ullrich Weimar-Komplex 2009 Av Lucke Gefährdete Republik 2009 C Schletter Grabgesang 2015 Tv Rahden Unbeholfene Demokraten 2016 39 J Radkau Geschichte der Zukunft 2017 S 13 40 Die Berliner Republik schrieb der Journalist Patrick Bahners sei die von der Erinnerung an Weimar kaum noch belastete »zu sich selbst befreite« Bonner Republik Sie habe die Alarmbereitschaft abgelegt sei in ihrer Selbstgewissheit aber durchaus geschichtsvergessen P Bahners Begründerzeit 2013 S 200 In der Bonner Republik gehörten Selbstkritik und Zweifel zur politischen Kultur Vgl S Ullrich Weimar-Komplex 2009 C Schletter Grabgesang der Demokratie 2015 S 363