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Politische Kulturgeschichte eines Romans 21 einandergesetzt hat Zweifel ein starkes Krisenbewusstsein und der Versuch Kritik zu üben waren aber zugleich der Hintergrund vor dem das Treibhaus diskutiert und seinerseits kritisiert wurde In den Fünfzigerjahren stellte sich die Frage wie man den Nationalsozialismus hinter sich lassen konnte um in der Demokratie anzukommen in vielen Millionen Einzelfällen Sie stellte sich auch für Wolfgang Koeppen 19061996 der meist als Nachkriegsschriftsteller gilt obwohl zwei seiner fünf Romane bereits im Jahr 1934 35 erschienen sind Über seinen Fall hinaus stellte sich die Frage nach 1945 für ein ganzes Land eben weil die westdeutsche Gesellschaft damals neu gestaltet wurde Alte Überzeugungen standen zur Debatte kulturelle Traditionen und geistige Werte Zuallererst galt das für die nationalsozialistische Ideologie die von großen Teilen des deutschen Volkes geglaubt zumindest hingenommen worden war und die nun nach der bedingungslosen Kapitulation und unter Obhut der Alliierten überwunden werden sollte Die Suche nach Orientierung betraf viel von dem was seit dem späten 18 Jahrhundert beziehungsweise in Deutschland vor allem seit 1871 die Geschichte geprägt hatte Der Nationalstaat war zerbrochen Deutschland geteilt Ob die kapitalistische Wirtschaftsweise geeignet sein würde ein neues Fundament zu schaffen wurde grundsätzlich diskutiert Zweifel an der Technik und der Massengesellschaft an der modernen‹ Zivilisation waren weit verbreitet Nach 1945 ließen sich überkommene Ordnungsideen beispielsweise antidemokratische oder antiparlamentarische Denkmuster nicht ebenso rasch überwinden wie das Dritte Reich‹ zerschlagen worden war So begab sich die Nachkriegsgesellschaft auf politische Sinnsuche eine Sinnsuche über die im Einzelnen zu wenig bekannt ist Wie die Historikerin Nina Verheyen schrieb wissen wir zwar »viel über den Weg der Deutschen in den Nationalsozialismus hinein aber wenig über ihren Weg hinaus« 41 Zwischen dem Jahr 1940 41 als der NS-Staat im Zenit seiner militärischen und ideologischen Macht stand 42 und den Anfängen der Bonner Republik lagen weniger als zehn Jahre das gleicht einem Wimpernschlag in der longue durée historischer Prozesse 43 Dennoch vereinigte das 20 Jahrhundert beides in sich sowohl die größte Bedrohung der Demokratie als auch ihre Wiedergeburt 44 Mitte der Dreißigerjahre schienen Liberalismus Parlamentarismus und Rechtsstaat in weiten Teilen Europas und sogar Nordamerikas obsolet Demge-41 N Verheyen Diskussionslust 2010 S 63 Genauso V Berghahn Recasting 2001 S 326 42 J Keane Life and Death 2009 S XXIII Zum Entscheidungsjahr 1940 41 K Hildebrand Das vergangene Reich 1995 S 719767 I Kershaw Wendepunkte 2008 43 A Söllner Demokratie als Lernprozess 1996 S 11 44 J -W Müller Das demokratische Zeitalter 2012 T Müller A Tooze Hg Normalität und Fragilität 2015