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22 Einleitung genüber hielt man gut fünfzig Jahre später nicht mal das Ende der Geschichte für unmöglich 45 In dieser weiten Perspektive verdient die Demokratiegründung in Westdeutschland verdienen die damit verbundenen Lernund Wandlungsprozesse besondere Beachtung 46 Mit Blick auf das 20 Jahrhundert waren die Fünfzigerjahre »eine entscheidende Scharnierzeit« eine Scharnierzeit für die deutsche ebenso wie für die europäische Geschichte und insbesondere für die Geschichte der parlamentarischen Demokratie 47 Obwohl es eine Stunde Null‹ weder individualnoch kollektivbiographisch gegeben hat war die Bundesrepublik in politischer Hinsicht ein systemischer Neustart Insofern kennzeichnet der vielkritisierte und kritikwürdige Begriff der Stunde Null‹ durchaus »ein Phänomen der Wahrnehmung« 48 Laut einer Umfrage des Emnid-Meinungsforschungsinstituts hielten etwa im Jahr 1953 nur 53 Prozent der Befragten die repräsentative Demokratie beziehungsweise die Bundesrepublik für das beste politische System 49 Das war ein recht niedriger Wert der sich in den folgenden Jahrzehnten stetig steigerte Das Jahr 1953 in dem das Treibhaus veröffentlicht wurde markiert in etwa das Datum an dem die Veränderungen und Verbesserungen sichtbar wurden Nachdem sich viele Deutsche spätestens seit den Zwanzigerjahren von Demokratie Parlamentarismus und Wahlen abgewandt hatten kehrten sie nun dazu zurück oder sie lernten neu dass das Austragen von Konflikten im Parlament eine zivile und taugliche Form der politischen Entscheidungsfindung war Allerdings hätte dieses »Demokratiewunder« 50 zeitgenössisch kaum jemand für möglich gehalten Gerade die Skepsis ja der Pessimismus werden durch die Treibhaus-Lektüre wieder spürbar Die frühe Bonner Republik erscheint als eine Art Zwischenreich in dem das Neue noch nicht etabliert und das Alte noch nicht ganz vergangen war Niemand wusste wie sich die Dinge entwickeln würden Von den ideologischen Restbeständen des Nationalsozialismus über die Not der Nachkriegsjahre bis hin zur bedrohlichen Weltlage im Ost-West-Konflikt sprachen viele Argumente gegen optimistische Prognosen »Angesichts der weitge-45 F Fukuyama Ende der Geschichte 1992 46 A Söllner Demokratie als Lernprozess 1996 D Prowe »Miracle« 2001 A Bauerkämper K Jarausch M Payk Hg Demokratiewunder 2005 S 12 E Wolfrum Die geglückte Demokratie 2006 J Hacke Bundesrepublik als Idee 2009 S 8 J Echternkamp Bundesrepublik 2013 S 239241 Vgl K Sontheimer So war Deutschland nie 1999 K Jarausch Umkehr 2004 47 A Wirsching Politische Generationen 2006 S 63 Vgl T Buchanan M Conway Politics of Democracy 2002 S 10 D Geppert Postwar Challenge 2003 48 Dv Laak Sicherheit des Schweigens 1993 S 14 49 W Stahl Present Status 1961 S 9 Demgegenüber gaben elf Prozent an eine Monarchie zu bevorzugen acht Prozent ein autoritäres Regime ein Viertel äußerte keine Meinung 50 A Bauerkämper K Jarausch M Payk Hg Demokratiewunder 2005 Vgl A Söllner Demokratie als Lernprozess 1996 D Prowe »Miracle« 2001 E Wolfrum Die geglückte Demokratie 2006 J Hacke Bundesrepublik als Idee 2009 S 8 J Echternkamp Bundesrepublik 2013 S 239241