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32 Einleitung Schreckens‹ wirklich friedenssichernd wirkte oder zumindest Stabilität garantieren konnte 98 Angst breitete sich daher wieder aus Angst wurde auch geschürt vor dem Krieg dem Kommunismus dem Russen‹ oder der Bombe 99 So prekär die Weltlage war letztlich erwies sich der Kalte Krieg‹ als ein Faktor der Stabilisierung Unübersehbar waren die Folgen des Zweiten Weltkriegs die städtebaulichen Wunden ebenso wie die ungezählten Versehrungen an Körper und Seele Bis zu zwei Millionen erkennbar Kriegsgeschädigte lebten in der frühen Bundesrepublik Im Straßenbild war der Weltkrieg noch lange omnipräsent war er »Vergangenheit und Gegenwart zugleich« 100 selbst unter den glatten Oberflächen des Wiederaufbaus‹ Auch Kunst und Kultur waren schwer beschädigt die ermordeten Juden fehlten ebenso wie die Schriftsteller und Intellektuellen die aus dem Exil nicht zurückgekehrt waren Gewalt und Existenzangst waren traumatische Erfahrungen die Millionen Menschen gemacht hatten Allerdings sprachen sie kaum über ihre Erinnerungen fast scheint es dass sie es umso weniger taten je schrecklicher die Erinnerungen waren weil man nicht gelernt hatte darüber zu sprechen weil das Gesehene zu schrecklich war um es in Worte zu fassen und nicht zuletzt weil das Erlebte oft so grundverschieden war je nachdem ob man Opfer Täter Mitläufer war oder zu denjenigen Menschen gehörte bei denen sich die Kategorien überschnitten 101 Aus diesen Grunderfahrungen resultierten ein kollektiver Wunsch nach »Sicherheit« sowie eine darauf aufbauende »Politik der Sicherheit« weshalb der Historiker Eckart Conze in der Suche nach Sicherheit ein wesentliches Motiv des politischen und soziokulturellen Wertesystems seit 1945 erkannte 102 Die Widersprüche gingen weiter Einerseits erholten sich Wirtschaft und Gesellschaft schnell von der Not der Nachkriegsjahre Es begann ein »goldenes 98 Zur amerikanischen Begriffsgeschichte R Robin Gleichgewicht des Schreckens 2011 99 Zur Kulturgeschichte der Angst im Ost-West-Konflikt M Geyer Cold War Angst 2001 A Schildt »German Angst« 2004 H Löttel Geschärfte Wahrnehmung 2010 H Nehring Politics of Security 2013 B Greiner C T Müller D Walter C Weber Hg Angst im Kalten Krieg 2009 P Bernhard H Nehring Hg Den Kalten Krieg denken 2014 B Greiner Antikommunismus Angst und Kalter Krieg 2014 100 J Echternkamp Soldaten im Nachkrieg 2014 S 4 Vgl A Schildt Schatten des Krieges 2007 Mit Blick auf seelische Belastungen F Biess Homecomings 2006 S Goltermann Gesellschaft der Überlebenden 2009 101 Der Historiker Frank Stern Jahrgang 1944 erinnerte sich an den Hinweis seiner Mutter dass seine Spielkameraden andere Lager meinten nämlich Kriegsgefangenenlager als die Lager von denen in seiner jüdischen Familie gesprochen wurde zitiert nach H Schissler Writing about 2001 S 10 »It took him a while to understand that our camps really were their camps and that the POW camps were something quite different‹ « Vgl R Moeller War Stories 2001 M Beer Nachkriegszeit als Lagergeschichte 2014 102 E Conze Sicherheit als Kultur 2005 S 362 und S 368 ders Suche nach Sicherheit 2009 S 1518