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Politische Kulturgeschichte eines Romans 41 und Sozialwissenschaftlern verteidigt wurde es sogar von vielen Frauen die sich nach der Überbeanspruchung der Nachkriegszeit Ruhe und Sicherheit ersehnten Insgesamt zählte die Eheschließung bei Frauen mehr als Ausbildung oder Erwerbsarbeit Diese Prioritätensetzung resultierte nicht allein aus persönlichen Motiven sie diente auch der materiellen und rechtlichen Absicherung zum Beispiel in der Sozialversicherung 159 Allerdings war im Wirtschaftswunder‹ die Nachfrage nach Arbeitskräften bald so hoch dass am Ende der Fünfzigerjahre vierzig Prozent der Frauen einer Erwerbsarbeit nachgingen 160 Ambivalenzen also auch hier Einerseits propagierte die Produktwerbung die Heile-Welt-Familie andererseits war gerade der Konsum schneller möglich wenn Frauen einer Erwerbsarbeit nachgingen In Politik und Öffentlichkeit warnte ständig jemand vor dem Zerfall der Familie Angesichts der vielfältigen materiellen und psychischen Belastungen der Nachkriegszeit galt die Familie als Struktur von unschätzbarem Wert die indes besonders gefährdet war 161 Während Ehe und Familie zum Rückzugsort verklärt wurden dienten sie zugleich als Versorgungsinstitutionen mit denen die relativ niedrigen Leistungen des Nochnicht-Wohlfahrtsstaates kompensiert wurden Im Januar 1952 zählte man in der Bundesrepublik fast eine Million Witwen anderthalb Millionen Halbwaisen anderthalb Millionen Kriegsbeschädigte und dabei handelte es sich nur um die offiziell anerkannten Fälle einer im Aufbau befindlichen Sozialstaatsverwaltung bei angespannter Haushaltslage Anfang 1953 waren mehr als 800 000 Anträge unerledigt und ungezählte gar nicht gestellt die realen Zahlen lagen deutlich höher 162 Folglich war auch die Familienpolitik ein »Kind der Fünfzigerjahre« 163 Die Erfahrungen der Kriegsund Nachkriegszeit begünstigten Konformitätswünsche Ruhe und Ordnung wurden oder blieben Leitvorstellungen Der männliche Deutsche der für seine Familie sorgt und die anständige Hausfrau die sich um das Heim und die wohlgeratenen Kinder kümmert diese zum Klischee der Fünfzigerjahre geronnene Vorstellung von Normalität‹ waren Wunschbild und Kontroll-Norm am wenigsten aber wohl eine Abbildung der realen sozialen Verhältnisse 164 delbach Kriegerwitwen 2009 Aus linguistischer Perspektive K Böke Doppel-Leben der Frau 1996 159 R Moeller Geschützte Mütter 1997 S 211 160 Cv Oertzen Teilzeitarbeit 1999 C Sachse Hausarbeitstag 2002 161 H Bude Bilanz der Nachfolge 1992 S 74 f M Niehuss Kontinuität und Wandel 1993 S 316 162 V Neumann Nicht der Rede wert 1999 S 137140 163 I Langer Staatlichmoralische Aufrüstung 1985 S 119 Vgl R Moeller Geschützte Mütter 1997 L Rölli-Allkemper Familie im Wiederaufbau 2000 164 H Schissler Normalization‹ as Project 2001 M Fenske Demokratie erschreiben 2013 S 149