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16 Einleitung der Kameradschaftlichkeit überdeckt wurden 18 Die Regime und ihre Wohlfahrtseinrichtungen richteten den Einzelnen primär auf seine Funktion für das soziale Ganze aus und machten die Gemeinschaftsutopien der »Volksgemeinschaft« sowie der comunità nazionale zu handlungsleitenden Maximen in der sozialen Lebenswelt Dies äußerte sich in der massiven Erfahrung sozialer Kontrolle im Alltag aber auch im Voluntarismus der Vielen die sich aus eigennütziger oder altruistischer Motivation heraus zu Agenten des Regimes machten 19 In Italien kam der faschistischen Partei zudem die besondere pädagogische Aufgabe zu die Italiener im Sinne ihrer Ideologie zu »neuen Menschen« zu formen und sie zur Unterordnung gegenüber dem Staat zu erziehen was ihr freilich nur bedingt gelang 20 Auch deshalb zählte die physische Gewalt zu den zentralen Mitteln politischer Partizipation und sozialer Kontrolle in den faschistischen Diktaturen ob gegen politisch Andersdenkende rassisch Exkludierte oder sozial Deviante In Italien war sie alltäglicher und stärker klassenpolitisch konnotiert als in NS-Deutschland zugleich blieb dort aber auch eine sozialistische Gegensymbolik vital die sich des Öfteren in kleinen symbolischen Widerstandshandlungen im Alltag italienischer Städte und Gemeinden zeigte 21 Nicht zuletzt beruhte der Konsens in den Regimen wesentlich auf der Wahrnehmung ihres sozioökonomischen Erfolges und auf sich ausweitenden Konsummöglichkeiten In den 1930er Jahren konnte sich der Alltag in den faschistischen Diktaturen so durch ein gehöriges Maß an perzipierter »Normalität« auszeichnen die dann durch Kriegsbeginn und Kriegseintritt ausgehebelt wurde 22 18 Vgl P Terhoeven Liebespfand 2003 S 430 f P Willson Working-Class Women 2013 S 76 f A Ascenzi M Brunelli »Silent mission« 2016 D Süss Tod aus der Luft 2011 S 67 f R Overy Bombardamenti 2012 S 29 f N Kramer Mobilisierung 2007 S 83 f dies Volksgenossinnen 2011 F Maubach Expansionen 2007 L Apel Keine Unbeteilig ten 2013 19 Vgl F Bajohr M Wildt Einleitung 2009 A Nolzen Inklusion 2009 S Reichardt Faschis tische Beteiligungsdiktaturen 2014 W Schieder Faschistische Diktaturen 2008 S 397–415 P Terhoeven Liebespfand 2003 S 38 81–99 131–136 142–147 150 213–215 R Gellately Hingeschaut und weggesehen 2005 S 261–265 P Corner Fascist Party 2012 S 178 232 C Duggan Fascist Voices 2013 S 156 f 162–178 V Galimi »New Racist Man« 2012 20 Vgl E Gentile Fascismo 2011 S 172–205 235–264 ders Der »neue Mensch« 2014 Das Scheitern des PNF bei dieser Aufgabe betont P Corner Fascist Party 2012 21 Vgl M Wildt Gewalt als Partizipation 2008 M R Ebner Terror und Bevölkerung 2005 ders Ordinary Violence 2011 L Klinkhammer Staatliche Repression 2005 R J B Bosworth Everyday Mussolinism 2005 S Keller Volksgemeinschaft am Ende 2013 Zu symbolischem Widerstand vgl auch F Vollmer Politische Kultur 2007 S 202–208 C Duggan Fascist Voices 2013 S 163 Bei fast drei Vierteln der vor den faschistischen Sondergerichten verhandelten Fälle saß ein Industriearbeiter auf der Anklagebank vgl G De Luna Donne in oggetto 1995 S 17 22 Vgl A Wirsching Volksgemeinschaft 2014 L Casali Bugie di guerra 2013 O Lubrich Berichte 2007 P Cavallo Italiani in guerra 1997 A Nolzen NSDAP 2004 Zur Konsum kultur in den Regimen vgl D Forgacs S Gundle Mass Culture 2007 H Berg hoff Träume und Alpträume 2009