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31 Einleitung An diesen neuen Forschungen ansetzend widmet sich das vorliegende Buch der konkreten Praxis der lokalen Gestalt des postwar model of democracy und hinterfragt die grundlegenden Merkmale die ihm zugeschrieben worden sind Es fragt nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden nach den inneren politischen Konflikten in dieser Konfiguration von Demokratie und es legt ein Partizipationsverständnis zugrunde das nicht an den Maßstäben eines späteren »partizipatorischen« Zeitalters orientiert ist Dazu nimmt es das Grundprinzip politischer Teilhabe ernst auf das sich das postwar model als eine parlamentarische Demokratie festlegte das Wählen Es mochte Ende der 1960er Jahre vielen auch den Wählern selbst als »passives« Beteiligungsverhalten erscheinen aber für das Gros der Zeitgenossen war es die basale und verantwortungsvollste Aufgabe die sie in der Demokratie zu erfüllen hatten 88 Das Buch entwirft ein Panorama des Wahlbürgers als des Protagonisten der »bescheidenen« Spielart von Demokratie Paul Nolte die die Nachkriegsdekaden kennzeichnet Sie war eine Demokratie der Wähler Parlamentswahlen können vor diesem Hintergrund als Höhepunkte politischer Partizipation gelten und die Wählbürger waren sich bewusst dass sie mit ihrer Teilnahme das politische System anerkannten und sich als gute Schüler westlichliberaler Demokratieerziehung erwiesen Wer nicht wählen ging oder seine Wahlstimme ungültig machte verweigerte auch seine Legitimitätsbekundung – in Italien ein Problem das die politischen Eliten umtrieb 89 Wahlkämpfe waren vor diesem Hintergrund »große Gelegenheiten der Demokratie« Thomas Mergel eine Kontaktaufnahme und ein regelmäßiges Beziehungsgespräch zwischen dem Demos und seinen politischen Vertretern über ihr Verständnis von Politik Repräsentation einer guten Gesellschaftsordnung und demokratischer Spielregeln 90 Das Buch versteht politische Kommunikation im Vorfeld von Parlamentswahlen zudem als Legitimitätsbarometer des postwar model of democracy Nicht der objektive Erfolg der beiden Republiken aber die Nähe oder Distanz zwischen dem demokratischen Souverän und seinen politischen Vertretern das Maß an Partizipation der Wahlbürger in einer Demokratie der Wähler spiegelte sich in der Wahlkampfkommunikation Dabei positionierten sich Wahlbürger nicht nur zum parlamentarischen System sondern immer auch zu politischen Parteien In einer Parteiendemokratie zu leben war grundlegend für das Politikund Demokratieverständnis 88 Vgl C C Gatzka Auftritt 2013 Cv Hodenberg Das andere Achtundsechzig 2018 S 95 89 Vgl J LaPalombara Die Italiener 1988 S 134 Zum zeitgenössischen Bewusstsein darum Objekt demokratischer Erziehung zu sein vgl R Lammersdorf Amerikanische Sorgen 2005 P Reichel S Schmid Katastrophe 2005 S 23 90 Siehe etwa T Eschenburg Wahlkampfentartung und Staatspolitik 1960 S 16 24 Vgl T Mergel Wahlkampfgeschichte 2005 ders Propaganda nach Hitler 2010 S 13–16 P Mancini D L Swanson Politics 1996 S 1 f Zu italienischen Wahlkämpfen vgl P L Ballini M Ridolfi Storia delle campagne elettorali 2002 M Ridolfi Propaganda 2004 Als Programm-Wahlkämpfe wie sie bei M -L Recker Wahlen 1997 und bei E Gelsomini Le campagne elettorali 2009 untersucht werden stehen sie in dieser Studie weniger im Fokus