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32 Einleitung das sich in Italien und Westdeutschland entwickelte 91 In der Bundesrepublik verbriefte Art 21 des Grundgesetzes den Parteien die Funktion als zen trale Partizipationskanäle des Souveräns und auch in Italien sollten sie über ihre territorialen Organisationen das Parlament mit der gesellschaftlichen Basis verbinden Die Intellektuellen und Politiker die in der frühen Bundesrepublik und im Umfeld des Parlamentarischen Rats über alternative Formen zur westlichliberalen Demokratie nachdachten stießen sich nicht ohne Grund vor allem an der Macht der Parteien die sie aus der Weimarer Republik noch in schmerzlicher Erinnerung hatten 92 Wenn die Studie von der repräsentativen Demokratie als einer Parteien demokratie spricht rekurriert sie auf diese beanspruchte und immer wieder kritisierte verfassungsmäßige Hegemonie der politischen Parteien im politischen Willensbildungsprozess der beiden Nachkriegsrepubliken Sie behandelt die Parteien als Agenten der Politik im Alltag und versteht sich so auch als ein Beitrag zur historischen Erforschung von Parteien und Öffentlichkeit die allzu häufig isoliert voneinander betrachtet werden 93 Der Blick auf die Beziehungen zwischen Parteien und Wählern erlaubt die Geschichte des postwar model of democracy nicht nur als Geschichte der Konsensherstellung durch Regierungshandeln sondern auch als Problemgeschichte eines politischen Herrschaftsverhältnisses zu untersuchen Der Bundestag konnte in den 1950er Jahren nicht nur als Volksvertreterversammlung sondern ebenso als ein Ort der Parteienherrschaft und der ominösen Machenschaften gelten und in solchen Wahrnehmungen und Imaginationen sind Momente politischer Elitenkritik zu erblicken die schon vor den außerparlamentarischen Protestbewegungen und auch außerhalb von ihnen anzutreffen waren Noch 1968 bezeichneten kritische Wahlbürger den Bundestag als »Obrigkeit« 94 Umgekehrt konnten Parteivertreter als selbsterklärte Avantgarden der Politik dem Wahlvolk alles andere als zugeneigt sein unabhängig davon was sozialwissenschaftliche Experten ihnen über die Wählerschaft verrieten 95 Das Buch untersucht die wechselseitigen Selbstund Fremdbilder von Wahlvolk und Parteivertretern und fragt nach den Mechanismen die ihr Verhältnis mal enger mal distanzierter erscheinen ließen Ob sich der Demos von Parteien und Parteipolitikern gut vertreten sah stellt eine seiner leitenden Fragen dar Was das Prisma der Parteiendemokratie außerdem sichtbar macht ist die innergesellschaftliche Konflikthaftigkeit die in den faschistischen Regimen 91 Vgl C S Maier Italien und Deutschland 2006 S 37 M S Piretti Elezioni 1995 S 379 P Scoppola Repubblica dei partiti 1997 92 Vgl S Forner ›Sprachrohr‹ 2005 S Ullrich Weimar-Komplex 2009 insb S 82 f 240– 255 299–306 D Geppert Staatsskepsis 2008 93 Vgl die methodischen Hinweise bei A Kruke Demoskopie 2012 S 15 f 168 f 94 Norbert Semrad Strafvollzugsanstalt Berlin an Dietrich Rollmann 5 11 1968 ACDP 03–010-065 1 Zu Antiparlamentarismus und den negativen Bildern des Bundestags vgl B Wint gens Turn Your Radio on 2014 A Schulz Politische Parallelwelten 2018 95 Vgl dazu umfassend A Kruke Demoskopie 2012