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35 Einleitung rien wie den sozialmoralischen Milieus mit politikwissenschaftlichen Phasenmodellen oder Thesen wie dem »Wertewandel« und der »Individualisierung« 106 Stattdessen nutzt sie allgemeinere soziologische Kategorien und diskutiert politologische Paradigmata des 20 Jahrhunderts dort wo sie einflussreich geworden sind und sich in der politischen Kommunikation zeigen müssten Das Buch interessiert sich für Kommunikation nicht nur und auch nicht so sehr im Sinne des gesprochenen oder geschriebenen Wortes sondern in einem praxeologischen Sinne Es versteht die politische Kommunikationspraxis als sozia les also relationales Handeln das in gewisser Regelmäßigkeit stattfand und dadurch Handlungsmuster hervorbrachte mit denen sich Akteure in einer gewissen sozialen hier auch politischen Rolle gebärdeten 107 Konkret bedeutet das nach den regelmäßig beobachtbaren Handlungen zu fragen mit denen sich Wähler als Wähler gegenüber parteipolitischen Akteuren als Agenten der parlamentarischen Demokratie gebärdeten – und vice versa Zur Praxis in diesem Sinne gehörten Sprechweisen und kognitive Deutungsmuster aber auch körperliche Handlungen Verhaltensstile und symbolische Interaktionen aller Art 108 Die Kommunikationspraxis formte die Diskurse um Demokratie und Politik mit war ihrerseits aber auch durch diese Diskurse konditioniert Deshalb nimmt die Studie Praktiken und das Sprechen über solche Praktiken in ihrer Verschränkung in den Blick 109 Unter einem Diskurs soll in dieser nicht diskursanalytisch angelegten Arbeit eine historische Wissensordnung verstanden sein die festlegt was der Gegenstand von dem sie spricht ist und sein soll dabei bestimmte Bereiche ausblendet gewisse Sprecherrollen zuweist und dadurch politische Machtverhältnisse festschreibt und abbildet 110 In diesem Sinne wird häufig vom Wahlkampfdiskurs vom Demokratiediskurs oder vom Politisierungsdiskurs die Rede sein teressierenden Feld siehe etwa G Sartori L’immagine dei partiti 1975 I Sowaidnig Unterstützung der Demokratie 1997 A Dörner L Vogt Wahl-Kämpfe 2002 106 Siehe auch die Einleitungen zu Kap III und V Zum Milieubegriff siehe R M Lepsius Parteien system 1966 zur Politischen Kommunikationsforschung siehe W Schulz Politische Kommunikation 2011 P Mancini D L Swanson Politics 1996 P Norris Virtuos Cir cle 2000 G Mazzoleni Comunicazione politica 2004 zur Diskussion der Wertewandels these Ronald Ingleharts und zum Umgang mit den Theoremen der Sozialwissenschaften vgl B Dietz C Neumaier Vom Nutzen der Sozialwissenschaften 2012 R Graf K C Priemel Zeitgeschichte 2011 Zum Einfluss der Sozialwissenschaften in Italien vgl S Cavazza Scienze sociali e politica 2013 M Salvati Storia e scienze sociali 2013 107 Vgl A Giddens Politics 1995 S 239 f T R Schatzki Introduction 2001 S 2 E Goffman Interaktionsrituale 1971 historiographisch A Lüdtke Herrschaft 1991 108 Vgl J Coulter Human practices 2001 Zur praxeologischen Geschichtswissenschaft vgl S Reichardt Praxeologische Geschichtswissenschaft 2007 insb S 50 58 ders Faschis tische Kampfbünde 2002 L Haasis C Rieske Historische Praxeologie 2015 109 Zu dieser wechselseitigen Beeinflussung vgl T Welskopp Der Mensch und die Verhältnisse 1997 110 Vgl A Landwehr Historische Diskursanalyse 2008 S 94–97