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41 Einleitung orientiert war und reklamierten für sich lokale demokratische Traditionen Sie waren Orte der Alternativkulturen der 1970er Jahre ohne aber Hauptbühnen der Studentenbewegung oder Epizentren politischer und terroristischer Gewalt zu werden 131 Ihre sozioökonomische Uneindeutigkeit und ihre fehlende paradigmatische Qualität machen sie als Arenen politischer Kommunikation besonders interessant Was die beiden roten Städte vor allem verband war ihre Bedeutung als sozialkommunistisch beziehungsweise sozialdemokratisch regierte Kontrapunkte zu den christdemokratischen Regierungen in Rom und Bonn Sie ließ SPD und PCI hier wesentlich auf ihren Volksparteicharakter und auf Modernisierung und Pragmatismus setzen 132 Mit der Auswahl Bolognas im sogenannten roten Gürtel cintura rossa Mittelitaliens erzählt das Buch auch eine Geschichte über die ›Westernisierung‹ des PCI in der Region Emilia-Romagna und in einer Stadt die als »Schaufenster des italienischen Kommunismus« in Konkurrenz zum christdemokratischen Zentralstaat galt Der PCI verfügte in der Provinz Bologna über seinen numerisch größten Parteiverband – den größten kommunistischen aller NATO-Länder – seine Mitgliedschaft war sozial heterogen und zu einem Viertel weiblich und sein Handeln zielte gerade hier auf die Integration der Mittelschichten 133 Das Anpassungsvermögen der Kommunisten an die Logiken des postwar model of democracy an Konsensliberalismus und Pluralismus kann der Blick auf Bologna wie in einer Nussschale veranschaulichen Als christdemokratisch geprägte Kontrapunkte kommen das apulische Bari und das württembergische Ulm in den Blick die wesentlich kleiner waren als Bologna und Hamburg aber über eine ähnlich heterogene Bevölkerungsstruktur verfügten Im Gegensatz zum protestantischen Hamburg wurde Ulm nach 1945 zur gemischtkonfessionellen Stadt und zehrte noch von den Traditionen einer Garnisonsstadt Im Nationalsozialismus hatte es als die »braunste« Stadt Württembergs gegolten nach 1945 war die SPD der CDU hier deutlich unterlegen ohne dass man Ulm zugleich ein sozialdemokratisches Diasporagebiet 131 Zu Hamburg vgl L Amenda S Grünen »Tor zur Welt« 2008 F Bajohr Hanseat und Grenzgänger 2010 P Reichel H Schmid Katastrophe 2005 S 23 Zu Demokratiekonzepten in der Emilia-Romagna und zu sozialistischen Traditionen der Region vgl M Salvati Fondazione 1999 darin insb M Fincardi Piccole patrie democratiche 1999 B Covili La ricezione culturale 1999 Zur Stadtgeschichte Bolognas nach 1945 vgl A Varni Storia di Bologna 2013 Für Hamburg fehlt eine aktuelle umfassende Stadtgeschichte nach 1945 vgl aber K C Führer Medien metropole 2008 O Pelc u a Hamburg 2002 F Bajohr J Szodrzynski Improvisierter Neubeginn 1989 W Jochmann H -D Loose Hamburg 1986 sowie die Publikationen der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg 132 Vgl U Lohalm Arbeiterpartei und Großstadtpolitik 1996 darin insb A Schildt Sozialdemokratische Politik 1996 C Oldenburg Tradition und Modernität 2009 133 Zum PCI in Bologna vgl R Forlenza The Italian Communist Party 2010 Siehe eingehender Kap III u IV Stärker Arbeiterpartei mit organisatorisch wichtiger Bindung an die Gewerkschaft war der PCI im industrialisierten Norden im Süden waren seine Organisationsstrukturen fragiler und sozial nicht immer klar zuordenbar vgl G Gozzini Democrazia dei partiti 2007 S 285 f 295 298 Siehe auch Kap I