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42 Einleitung nennen könnte 134 Interessant ist die Stadt an der Donau zudem da Ludwig Erhard hier bis 1969 als Direktkandidat auftrat Neben Ulm werden häufiger Blicke auf die Lokalpresse in Freiburg und Karlsruhe geworfen um so den deutschen Südwesten als Kontrapunkt zum weltstädtischen Hamburg im Buch repräsentiert zu sehen Die Hafenund Kaufmannsstadt Bari ist als Ort der Untersuchung deshalb interessant weil sie für süditalienische Verhältnisse über eine beachtliche sozialistische Tradition verfügte und wie Bologna nach dem Ersten Weltkrieg Schauplatz politischer Gewalt zwischen Sozialisten und Faschisten geworden war Nach 1945 war sie eine Hochburg des Neofaschismus und etwa zu gleichen Teilen der DC ohne dass die politische Linke hier gänzlich einflusslos gewesen wäre 135 Bari wurde überdies zur lokalen Basis des aus Apulien stammenden DC-Politikers Aldo Moro der nach Alcide De Gasperi zur vielleicht prägendsten Figur der Ersten Republik werden sollte und sich im Wahlkreis Bari-Foggia als Direktkandidat wählen ließ bis er 1978 Opfer der Brigate Rosse wurde Bari bietet sich mithin nicht nur als Beispiel für Süditalien an um zu prüfen inwiefern die dortige Entwicklung von jener des Nordens abwich sondern auch als lokales Machtzentrum einer bedeutenden christdemokratischen corrente Parteiströmung unter Aldo Moro den dorotei später auch morotei 136 Mit seinen lokalen Schwerpunkten untersucht das Buch streng genommen nicht in Norditalien sondern in Mittelund Süditalien blickt aber hin und wieder auf den hochindustrialisierten Norden oder den katholisch geprägten Nordosten Wenn in den Kapiteln dennoch in aller Regel von Nordund Süditalien die Rede ist wobei der Mezzogiorno das Territorium südlich von Rom und die Inseln meint so mag dies eine Vergröberung darstellen die auf ältere politische Traditionen rekurriert und weitgehend dem zeitgenössischen Selbstverständnis folgt Wenn Bologneser auf Bari blickten verstanden sie sich als Norditaliener wenn Bareser auf Bologna blickten konnten sie sich als Teil des Mezzogiorno begreifen In den lokalen Tageszeitungen beider Städte werden solche Selbstbeschreibungen immer wieder sichtbar Straßen und Plätze Märkte und Fußgängerzonen bilden die wichtigsten Räume der Untersuchung Als öffentliche Räume unterlagen sie gewissen Alltagsnormen als politische Räume mussten sie nach 1945 neu angeeignet und symbolisch beschrieben werden 137 Als Kontaktzonen politischer Kommunikation sucht die Studie oftmals halböffentliche Räume der Stadt auf Wirtshäuser und Bars Versammlungssäle und Hausflure Im metaphorischen Sinne präsent ist zudem das Wohnzimmer – als Schreibstube als Ort wo Wähler als Fernsehzuschauer am politischen Kommunikationsprozess teilnahmen und bisweilen 134 Vgl F Raberg Ulm 2008 zur Ulmer SPD vgl K Beer Auf den Feldern 2008 135 Vgl F Tateo Storia di Bari 1997 S Colarizi Dopoguerra 1971 136 Zu Moro vgl M S Piretti u a Moro e la lunga crisi 2008 zu den correnti vgl F P Belloni Factionalism 1978 137 Vgl E Goffmann Mikrostudien 1982 M Klamt Verortete Normen 2007