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44 Einleitung hier nur akzidentiell zur Sprache denn sie fungierten zwar gerade in Italien als Mobilisations maschinen aber sie wurden eben nicht gewählt Als bedeutsame Akteurin begreift die Studie die Lokalpresse die der urbanen Öffentlichkeit ein Forum der Selbstverständigung bot Die lokalen Tageszeitungen stellten auch im Fernsehzeitalter das wichtigste Alltagsmedium dar und die Bürger interessierte das was in der Stadt ablief in der Regel mehr als die nationalen Schlagzeilen 142 Zudem neigten die Lokalredakteure dazu als eine Art Sprachrohr des ›gemeinen‹ Wahlbürgers aufzutreten »Öffentlichkeit« interessiert im Folgenden vorrangig im Sinne einer von den lokalen Tageszeitungen wesentlich konstituierten lokalen Öffentlichkeit die ihre eigenen Skandale Probleme und Selbstbeschreibungen kannte 143 Die Studie konzentriert sich auf die sogenannte unabhängige Lokalpresse wie auf lokale Parteiblätter Nationale Tageszeitungen und Wochenmagazine werden ergänzend herangezogen überdies hat das Buch von Sendungsprotokollen des NWDR in Hamburg profitiert die einen Einblick in Themen und Argumente politischer Kommunikation im Radio der jungen Bundesrepublik erlauben Damit soll sichtbar werden welche Deutungen von parlamentarischer Politik vor Ort hegemonial wurden – unabhängig davon dass nicht alle beteiligt waren und nicht alle als Sprecher immer klar erkennbar werden Gerade für Italien wo ein großer »moderater« Teil der Bevölkerung den antifaschistischen Parteien und auch der Republik selbst fernstand ist das zu betonen 144 Die Studie versucht immer wieder diese maggioranza silenziosa »schweigende Mehrheit« zu berücksichtigen die sich trotz aller Ablehnung gegenüber der Parteiendemokratie verhalten musste und das gerade im Wahlkampf auch tat 145 Am präsentesten ist sie wohl im großen Bologneser Lokalblatt Il Resto del Carlino zwischenzeitlich Giornale dell’Emilia das in der Studie eine wichtige Rolle spielt daneben in La Stampa die in Turin erschien Zugleich aber ist die Erste Republik Italiens in ihrer lokalen Praxis und den darin aufgehobenen Deutungen nur in Anerkennung der Hegemonie der antifaschistischen Parteien zu verstehen Für das Verständnis von parlamentarischer Demokratie das sich hier ausprägte waren sie federführend 146 142 Vgl G Meier Innovation und Tradition 2007 S 131 A Schildt Annäherungen 2011 S 73 zu Hamburg vgl K C Führer Medienmetropole Hamburg 2008 S 548 f 143 Zu Öffentlichkeitsbegriffen vgl K C Führer u a Öffentlichkeit 2001 144 Es ist sehr wahrscheinlich dass es im republikanischen Italien eine mehrheitlich »moderate« also konservativ bis rechts orientierte Stimmung gab die den antifaschistischen Konsens nicht teilte vgl M Ridolfi Tradizioni 2012 S 45 C Baldassini L’ombra di Mussolini 2008 Das galt insbesondere für den Süden wo dieser Bevölkerungsteil zunächst dem Uomo Qualunque und den Monarchisten im Laufe der späten 1940er und frühen 1950er Jahre dann der DC und dem MSI zuneigte vgl A M Imbriani Vento del Sud 1996 S 201 R Forlenza Party for the Mezzogiorno 2010 Vgl auch F Germinario L’altra memoria 1999 145 Als Figur und Begriff war sie in Italien schon in den 1950er Jahren anzutreffen nicht erst seit ihrer medialen Erfindung in den 1970er Jahren vgl dazu Av d Goltz B Waldschmidt-Nelson Inventing the Silent Majority 2017 146 Vgl G E Rusconi La memoria della Resistenza 1996